Die Corona Pandemie stand gerade in ihren Anfängen, als wir zu einer Research Reise durch Äthiopien starteten – eine Entdeckungsreise, die uns die vielfältigen Handwerkstechniken und die traditionelle Verwendung natürlicher Materialien im ländlichen Äthiopien aufzeigte.
Kurz zusammengefasst: Äthiopien ist sehr eigen und außergewöhnlich! Eigene Zeitrechnung, eigener Kalender, eigene Sprachen mit eigener Schrift.
Zur Orientierung: Das Land ist etwa dreimal so groß wie Deutschland und ca. 100 Mio Einwohnern. Es leben, je nach Quellenangabe, zwischen 80 und 120 verschiedene Ethnien mit ebenso viel unterschiedlichen Sprachen in Äthiopien und es ist fraglich, ob es irgendwo sonst eine ähnliche Vielfalt an Ethnien so dicht beieinander gibt.
Felsenkirchen
„Jerusalem Äthiopiens“ wird Lalibela mit seinen elf Kirchen, die um das Jahr 1250 teilweise als Monolith aus der umgebenden Felsformation herausgearbeitet wurden, genannt. Die Kirchen wurden von oben aus dem Fels herausgearbeitet. Dazu wurde ein großer Spalt rings um die spätere Kirche geschlagen. Unten angekommen, wurde zunächst ein Eingang hergestellt, um dann von innen heraus den Raum nach oben hin zu schlagen. Die Kirchen sind somit aus einem Fels gehauen. Ein architektonisches Prachtstück mit dem Grundriss eines Kreuzes ist die Kirche Bet Giyorgis.
Äthiopien zählt zu den ältesten christlich geprägten Ländern der Welt. An außergewöhnlichen Orten sind Klöster und Kirchen mit archaischer Architektur zu finden, die nicht immer leicht zu erreichen sind. Bei manch einer Felsenkirche sind nicht nur lange Wanderungen, sondern auch Klettereinlagen von Nöten. Zahlreiche Felsenkirchen liegen weit oben in den vielen Hügeln und Bergen der Tigray Region versteckt. In mühevoller Arbeit wurden sie aus dem Fels geschlagen, allerdings nicht in die Tiefe sondern in die Horizontale. Die meisten Felsenkirchen sind über 1000 Jahre alt und wurden von Christen gebaut.
Auf dem Tana See liegen 37 größere und kleinere Inseln. Von ihnen sind 20 mit Klöstern bebaut, deren Geschichte teilweise bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht. Die Kirche des Klosters Azuwa Maryam ist ein wunderschöner Rundbau aus Lehm, Stroh und Olivenholz.
Die Behausungen in den ländlichen Teilen Äthiopiens sind je nach Gegend aus vielfältig unterschiedlichen Materialien und Bauarten. Die Konstruktionen aus Stein, Holz, Lehm und Stroh und allem was in der nahen Umgebung zur Verfügung steht, fügen sich perfekt in die Landschaften ein und haben eine ganz individuelle Ästhetik.
Die Konstruktion aus Eukalyptusholz hält durch die enthaltenen Öle Insekten fern und die Wände aus Lehm und Stroh schaffen eine kompakte Akustik, die sofort beruhigend wirkt. Leider sind viele Häuser heute mit Wellblech und nicht traditionell mit Stroh gedeckt.
Die einst aus Australien eingeführte Eukalyptus Art gedeiht überall prächtig. Die Stämme werden auch für den Gerüstbau verwendet. Eukalyptus braucht zum Wachsen viel Wasser und durch die Absonderung natürlicher Herbizide wird der Bewuchs unter den Bäumen verhindert, was zu erhöhter Erosion führen kann. In manchen Gebieten werden deshalb wieder vermehrt heimische Arten eingesetzt.
Die Dorze sind eine kleine ethnische Gruppe, die vor allem im Süden des Landes in Bergdörfern leben und riesigen Bambushütten fertigen, die bis zu 12 Meter hoch sind. In den Rundhütten lebt eine Familie mit Kühen, Schafen und Ziegen und das Flechtwerk ähnelt innen einem riesigen Korb.
Natürliche Farben und Strukturen
Zoma Museum
Das ZOMA Museum ist eine umweltbewusste Kunstinstitution in Addis Abeba und wurde vor 25 Jahren von der zeitlosen und strukturell soliden Volksarchitektur Äthiopiens und anderer Teile der Welt inspiriert. Die Mission ist es, als Brücke zwischen Künstlern und Architekten aus der ganzen Welt zu bauen, um modernste ökologische Kunst und Architektur zu schaffen. Es wurde unter mithilfe traditioneller Bautechniken realisiert. Die Baumaterialien umfassen Schlamm, Stroh, Stein, Holz und Zement. Es ist nach Zoma Shiferraw benannt, einem jungen Künstler, der 1979 an Krebs starb.
Webereien
Äthiopien hat eine reiche Webtradition. Wir bekamen den Kontakt zu Sabahar, einem äthiopischen Unternehmen, das 2004 von der Kanadierin Kathy Marshall gegründet wurde und handgefertigte Textilien aus Baumwolle und Seide herstellt.
Die Jano Handicraft Association ist eine sechsköpfige Genossenschaft, die sozial verantwortlich handgewebte Textilprodukte aus lokaler Baumwolle produziert.